Wat'at allä!

Veröffentlicht auf von Alex

Sonntag:

 

Diesmal war es kein typischer Rumgammel-Sonntag, sondern heute war sogar (relativ) früh aufstehen an der Tagesordnung, da wir um 9 Uhr mit den Spaniern und Koreanern vor dem Homeland verabredet waren, um zusammen mit einem gemieteten Minibus nach Awuraamba zu fahren, eine Gemeinde, in der viel Wert auf Gemeinschaft gelegt wird und man sich gegenseitig unterstützt.

Schon gleich beim ankommen wurde uns erklärt, dass hier jeder Besucher, egal, ob Äthiopier oder Ausländer, 5 Birr Eintritt bezahlen muss, da ihrer Meinung nach alle Menschen gleich seien. Die darauffolgende Führung durch das Dorf war sogar relativ interessant, da unsere Führerin relativ gutes Englisch sprach.

Hier sieht man noch die ganze Truppe versammelt, links die drei Spanier (Anna, Marco und Isabell, eine Kollegin von Anna), Maiko, die Deutschen, und die vier Koreaner (Inhoi, Mario, Yohann und noch einer, dessen Namen ich wieder vergessen habe).

ferenjtruppe

Zuerst ging es in eine Art Vorschule, in der jeder unterrichten konnte, der sich dazu fähig fühlte, eben alles basierend auf dem Prinzip des gegenseitigen Helfens.

awaschule

Daraufhin ging es in die stadteigene Bibliothek, die dank einiger Spenden relativ gut ausgestattet ist und die von jedem Einwohner kostenlos benutzt werden kann. Hier sieht man auch ganz gut, dass hier viel aus einer Art Lehm-Ton-Schlamm(oder so)-Mischung gebaut wird, beispielsweise das Regal und die Tische.

awalibrary

Sehr interessant ist aber auch, dass es sogar ein „Altersheim“ gibt, in dem alte Menschen ein Bett sowie Betreuung und Essen bekommen.

awaaltersheim

Danach gings noch in ein typisches Haus und in seine Küche, die mal wieder komplett aus der Lehm-Ton-Schlamm-Mischung gebaut ist. Laut der Aussage der Führerin ist die Küche übrigens schon seit 5 Jahren in Betrieb, was auch für die Langlebigkeit der Mischung spricht. Außerdem gibt es noch einige Öffnungen im Ofen, die es erlauben, die wichtigsten Stellen ohne großen Aufwand zu reinigen, beziehungsweise in kälteren Zeiten den Rauch ins Haus zwecks Heizung umzuleiten.

Das Schlaf- und Wohnhaus der Familie sah auch sehr sauber und gut in Schuss aus, besoners war aber auch, dass jedes Familienmitglied ein Bett hatte, das unseren Betten fast in nichts nachstand, inklusive Moskitonetz.

awaeinmannbett

Am Ende stand noch ein Besuch in der Produktionshalle für Stoffe an, in der mit relativ einfachen Maschinen gewebt wurde.

awastoff1awastoff2

Danach konnten wir natürlich auch selbst hergestellte Produkte kaufen, die auch zu echt guten Preisen (ein Schal = 23 Birr...o.0) angeboten wurden, weshalb Inhoi es nicht lassen konnte, nochmal eine kleine Modenschau zu bieten.

inhoimodenschau

Außerdem gib es im Dorf auch einige Zimmer, in denen Fremde für grademal 20 Birr übernachten können, wieder einmal sehr sauber und mit allem Nötigen ausgestattet.

awa20birrzimmer

Anschließend haben wir noch im Dorf gegessen, es gab einerseits echt leckere Brote und dazu natürlich Injera mit Shiro, heute allerdings sogar noch mit Kartoffeln, die einfach so gut waren, dass wir dreimal nachbestellen mussten.

Nach einer kleinen Gammelsession mittags sind wir abends wieder ins Abyssinia gegangen, da Anja endlich herausfinden konnte, wie genau man eine Gemüsesoße mit Kartoffeln bestellt, praktischerweise war aber mal wieder nichts da. Weder irgendein Nationalgericht (außer Shiro...), noch Fisch, noch Fleisch, noch Pommes, noch irgendwas, nur Burger hatten sie. Als dann mein Burger mit einigen Pommes geliefert wurde hab ich mich ja schon ein wenig verarscht gefühlt, aber die Bedienung dort ist uns sowieso ein wenig suspekt. Abgesehen davon, dass auf dem Burger Chili war (argh, ich verbrenne), war das Fleisch sogar relativ gut.

 

Montag:

 

Ich kanns zwar immer noch nicht glauben, aber heute wurde meinen siebten Klassen das erste Mal in ihrem Leben etwas diktiert. Dementsprechend haben die 4 Sätze inklusive Korrektur an der Tafel ihre 40 Minuten gedauert.

Ansonsten war heute eine Delegation von Äthiopiern, die in Jerusalem studieren mit ihren Professoren hier, eine von ihnen konnte sogar scheinbar Deutsch, Anja meinte jedenfalls, dass sie sich mit ihr unterhalten hat.

Im Englisch Club versuchten wir dann mal Tabu zu etablieren, auch wenn die einzige Einschränkung darin bestand, dass man das Wort nicht sagen durfte, was für manche schon zu schwer war. Es waren auch einige Wörter dabei, die sie nicht erklären konnten, aber der Höhepunkt war wohl, als ein Schüler nicht wusste, was ein „director“ ist. Aber vielleicht klappt es in ein paar Monaten besser. Der Höhepunkt war aber immer noch, als Anja vorführen wollte, wie man an der Tafel einen Begriff zeichnet und dabei freundlicherweise von mir den „Affen“ zugeschustert bekommen hat.

anjaaffe

Scheinbar haben sie aber irgendwie Riesen-Erwartungen, da die allgemeine Stimmung bei der Feedback-Runde am Ende eher in Richtung „war ja ganz nett die Spiele...können wir jetzt richtiges Englisch lernen?!“ tendierte. Auf der Heimfahrt haben wir noch einen kleinen Umweg eingelegt, der über den Markt geführt hat und im Endeffekt der Grund war, dass Anjas Tasche etwa 3345345 kg gewogen hat. („Hey Alex die Tasche ist so schwer...kannst du sie nehmen?“ ><)

Die Rache dafür kam dann auf dem Weg zu unserm Haus, da ein Esel nicht wirklich auf seinen Besitzer hören wollte und Anja von ihm beinahe überfahren wurde.

Ansonsten haben wir uns in den Liegestühlen von Ernst einen netten sonnigen Nachmittag gemacht und abends gabs mal wieder Reibeweltkrieg aka Kartoffelpuffer.

 

Dienstag:

 

Ehe man sichs versieht ist man wieder mal krank...so gings mir jedenfalls an diesem Morgen. :D

Also war ich eigentlich den ganzen Tag daheim, hab meinen Magen beschworen endlich wieder gesund zu sein und mir die Zeit vertrieben. Die Nudeln abends bedürfen keiner wirklichen Erwähnung, aber irgendwas sollte zum heutigen Tag ja dastehen. :>

 

Mittwoch:

 

Heute waren mal wieder die „normalen“ Stunden interessant, da es um eine Konfliktsituation auf einer „narrow bridge“ ging, die dann natürlich durch die Schüler vorgespielt werden musste.

gorchvorspiel

Außerdem hat sich irgendwer überlegt, jetzt wo ein Raum nur für die Radio Lessons vorhanden ist, jeder Klasse einen festen Tag zuzuweisen, dementsprechend sind alle bei mir auf Freitag verlegt.

Im Englisch Club war auch irgendwie ein Massenauflauf, da die anderen wohl erzählt haben, dass da nur lustige Spiele gemacht werden. Denkste, heute gabs dann mal eine trockene Diktatstunde mit dem von mir modifizierten Text über Äthiopien aus der englischen Wikipedia.

Somit haben wir für alle diktiert und einen an der Tafel anschreiben lassen, dessen Text dann gemeinsam korrigiert wurde.

clubdiktat

Außerdem haben wir noch einen Schüler im Club, der jetzt irgendwie motiviert ist Deutsch zu lernen und nachdem ich ihm letzte Woche ein Blatt mit den Zahlen von eins bis tausend in Ge'ez-Schrift (die relativ gut für die deutsch Aussprache zu verwenden ist...nur das „ch“ gibt’s nicht), konnte er sie heute schon relativ gut und kam mit dem weiteren Wunsch zu mir, noch mehr Deutsch zu lernen.

Der Müllverbrennungsofen ist übrigens mittlerweile fertig und frei nach dem Motto „Gut gedacht, eher nicht ganz so toll gemacht“ hat der Ofen eine Klappe, die nicht einmal groß genug ist, um mit einer normalen Schaufel Müll hineinzuschaffen.

profiofen

Auf der Heimfahrt musste ich noch einen kleinen Zwischenstop im Krankenhaus einlegen, da ein Moskitostich aus Rache dafür, dass ich ihn nicht aufgekratzt habe, unbedingt meinte sich entzünden zu müssen. Im Endeffekt musste ich gerademal eine Stunde warten (Äthiopien >> Deutschland!) und bekam dann seltsame Kapseln (Made in Ethiopia...sollte mich das verunsichern?) verschrieben, die im 6-Stunden-Rhythmus viermal am Tag genommen werden wollten...happy aufstehen. ><

Abends wollte Anja nicht mehr in den Eden Garden mitkommen, da ihr Magen mal wieder rebelliert hat, sodass ich dann nur mit Christian hingefahren bin.

Das Fischkotelett, bzw mein Burger waren auch relativ gut, nur freundlicherweise waren Christians Pommes frisch und meine etwa von letzter Woche.

 

Donnerstag:

 

Heute war das Thema der „Narrow Bridge“ in meiner zweiten Klasse dran, was sich ziemlich gut getroffen hat, da Lois (die Britin aus dem Education Office) mich besuchen und mal eine Stunde mitbekommen wollte. Danach haben wir uns noch über dies und jenes, aber vor allem über das Schulsystem unterhalten und Lois meinte, dass sie vielleicht ein wenig Material für unseren Englisch Club auftreiben kann.

Im Englisch Club gabs wieder das Diktat und es waren sogar 15 Leute da, der von Abraham prophezeite Mitgliederschwund hat also noch nicht angefangen.

Mittags war Christian bei Gebeyu eingeladen, sodass ich mit Anja zusammen ins SubAfrica gegangen bin und wir mal wieder die nicht so wirklich Englisch sprechende Bedienung hatten, weshalb mein mein 15-cm-Sub doch 30 cm lang war, aber da wir überzeugend darlegen konnten, dass ich das Kleinere bestellt habe, musste ich nur das Kleine bezahlen. Als Ausgleich dafür war Anjas Fleisch auf ihrem Käse-Sandwich so klein, dass sie es nicht wirklich geschmeckt hat.

Nach einigem Gammeln mittags wollten wir mal ein weiteres traditionelles Restaurant ausprobieren, das etwa am anderen Ende der Stadt lag.

Da unsere Fahrräder aber aus dem wundervollen China kommen, bin ich der Einzige, der sich noch glücklich über funktionierende Vorder- und Rückleuchten schätzen kann, was einen Pick-up-Fahrer trotzdem nicht davon abhalten wollte, mir fast die Tür ins Gesicht zu klatschen. Glücklicherweise hat er es sich aber noch im letzten Moment anders überlegt, sodass ich immer noch den Status eines unfallfreien Fahrers innehabe.

Im Restaurant an sich wars ganz nett, aber (wie überall? o.0) es gab mal wieder etwa die Hälfte aller Gerichte nicht, weshalb die anderen Beiden mal wieder Fisch und ich mir ein Shiro bestellt habe, das seltsamerweise am Längsten brauchte. Abgesehen davon, dass der Fisch auch voller Gräten war, konnte man am Preis nichts aussetzen, vielleicht ist nach der Fastenzeit in der Küche ja ein wenig mehr Abwechslung vorhanden.

 

Freitag:

 

Heute wars mal wieder eher langweilig für mich, da ja heute nur Radio Lessons gab. Heute war das Thema das Past Continuous und an sich war das Ganze ja wieder ganz nett gemacht, aber der Satz „Ask your students one by one, you have 2 minutes“ brachte mich bei 50 Schülern doch ein wenig zum schmunzeln. Ansonsten haben wir den Tag damit verbracht, eine Inventarliste zu erstellen und dafür Rechnungen zusammenzusuchen, beziehungsweise selbst zu schreiben, wenn wir sie nichtmehr/nicht hatten, um dann hoffentlich ein wenig Geld vom DED für unser Küchenzeug zu bekommen.

Abends ging es mal wieder ins Homeland, später stießen dann noch Anna, Marco und Inhoi zu uns und wir haben uns noch über dies und jenes unterhalten.

 

Samstag:

 

Da wir heute kein Mittagessen, sowie ein wenig Alkoholkonsum am Abend erwarten konnten, gab es für Anja und mich erstmal ein dickes Frühstück mit Rührei und einer Menge Brötchen, das keine weiteren Wünsche mehr übrig ließ. Christian konnte erst später dazustoßen, da er auf einer Sportlehrerkonferenz war, bei der einige äthiopische Lehrer und sehr viele japanische Freiwillige anwesend waren und bei der es unter anderem darum ging, mehr Spaß in den Sportunterricht zu bringen, weshalb sich Christian gleich super mit den anderen Teilnehmern verstanden hat. Außerem versuchen sie eine Art Fußball-Schulliga aufzubauen, um den Schülern eine Fußball-Wettkampfmöglichkeit zu bieten.

Nachmittags ging es dann darum, unseren Beitrag zur „Weihnachtsfeier“ am Abend zu leisten, Christian und ich waren dann mit Kuchen machen beschäftigt und Anja versuchte sich an einem Glühwein, der auch ziemlich gut geworden ist.

Abends bei den Spaniern war es dann wieder eine nette Runde, es waren drei Koreaner (Inhoi, Mario und noch wer), die Spanier, wir, Maiko, Kyle, ein Peacecorps-Freiwilliger und eine amerikanische Dozentin von der Bahir Dar University da, und jeder hatte irgendwas zu Essen mitgebracht.

Direkt danach ging es aber ans Eingemachte, da die Spanier und Inhoi eine besondere Art von Spiel konzipiert hatten, bei dem es durchaus einige kreative Strafen und Analogien (Market → doppelte Strafe: Ferenji-Preis!) gab und was uns dann den restlichen Abend versüßt hat.

weihnachtsspiel

 

Sonntag:

 

Sonntags hatten Anja und ich dann wieder mit Magenkrämpfen³ zu kämpfen, was eher nicht so cool war, da wir zum Mittagessen bei Walelign eingeladen waren.

Also haben wir uns mehr oder minder zu ihm hingequält, wurden dort aber glücklicherweise nicht mit t'alla begrüßt (das hätte uns wohl den Rest gegeben), sondern hatten bei Bier und Injera mit Fasting Food einen netten Nachmittag, bei dem uns Walelign auch noch eine CD mit traditionell äthiopischer Musik gegeben hat. Trotzdem haben unsere rebellierenden Mägen irgendwann die Heimfahrt erfordert, vor der aber noch ein Gruppenbild gemacht werden musste. (und natürlich sind wieder die wundervollen Streifen entstanden...Dreckskamera ><)

waleligngruppenbild

 

Montag:

 

Montags ging es mir wenigstens wieder gut, wenn auch Anja weiterhin über ihre Magenprobleme klagte und deshalb daheim blieb. Somit lag es an mir, den Englisch Club allein zu übernehmen, in dem wir heute ein gewisses Rundenspiel (kennt jemand den Namen? o.0) gespielt haben, in dem man zu einem gewissen Thema immer neue Begriffe innerhalb einer gewissen Zeit (15 Sekunden bei uns) sagen muss, sonst scheidet man aus. War an sich ganz nett und da sie alle Wörter auch anschreiben mussten, kamen hier und da echt lustige Sachen bei raus.

Gegen Ende kamen dann noch Walelign und Abraham vorbei und verteilten seltsame blaue Zettel mit dem Schulstempel, die den Clubmitgliedern als „ID-Card“ dienen sollen, obwohl eigentlich so gut wie jeder die Schule nach belieben betreten kann.

Außerdem kam Amsalu auf die glorreiche Idee, man (=ich^^) könnte die Rechner wieder zusammenbauen und dann dem Händler zurückgeben, obwohl hier und da einige (=teilweise fast alle) Teile fehlen, respektive der eine Rechner noch aus dem letzten Weltkrieg kommt.

Abends gab es mal wieder Milchreis (3 Folgen King of Queens + permanentes umrühren = Milchreis!) und ich war endlich von der Last des Buchführens unserer Essensliste befreit, da meine 10 Tage heute vorüber waren.

 

Dienstag:

 

Heute ging es Anja wieder besser und wir konnten den Club wieder zusammen machen, ansonsten war alles wie gestern.

Direkt danach hat allerdings Stefan angerufen, weil ihm aufgefallen ist, dass doch noch einige Gelder vorhanden waren, um der Schule einige Sachen kaufen zu können. Der Knackpunkt der Sache war allerdings, dass das Geld nur noch bis 31.12 vorhanden ist und dann verpuffen würde, somit mussten wir in Rekordzeit sämtliche Preise für diverse Sportartikel (Fuß-, Basekt-, Volleybälle, Tischtennisplatten, uvm.) herausfinden, einen Antrag schreiben, nötige Unterschriften sammeln und das fertige Exemplar per Photo an Stefan übermitteln, damit es in der Zeit noch hinhaut. Außerdem sind von irgendwoher auch einige Dartscheiben und Schachbretter aufgetaucht, auch wenn wir nicht wirklich wissen von woher, aber Christian und ich planen damit und mit den beantragten Materialien eine Art Spieleclub anzubieten.

Mittags haben Anja und ich uns mal überlegt, dass man ja eigentlich mal das Wude Café, das direkt neben unserer Schule ist ausprobieren könnte, um ein wenig Injera zu essen. Im Endeffekt wars auch echt gut und typisch äthiopisch mit etwa 15 Birr pro Gericht auch extrem billig, auch Softdrinks kosten gerademal 6 Birr.

Abends gab es endlich mal wieder die extrem geile Gemüsesuppe, das darauffolgende Spülen mussten wir aber ins Nebengebäude auslagern, da die Spüle in unserer Küche leckt und wir den kleinen See, der sich in der Nähe der Tür gebildet hat nicht noch weiter vergrößern wollten.

Bei einer meiner Spül-sessions kam dann auch ein (extrem hässlicher) Vogel angeflogen, der scheinbar gerade den Schock seines Lebens hatte, da er sehr stark am zittern war und trotz meinen eher nicht so ruhigen Spülaktionen nicht vom Fensterbrett wegzubekommen war, also haben wir ihm ein wenig Brot und Wasser hingestellt.

fettervogel

 

Mittwoch:

 

Auf Wunsch unserer Schüler gab es im Englisch Club heute die erste Grammar Lesson, die Zeiten in der Gegenwart sollten es sein. Dazu sind wir einfach die vier Zeiten durchgegangen und haben die Schüler dann Beispiele dazu bauen lassen, aber ich denke ohne Plakate, die das Ganze permanent anzeigen, wird das alles schnell vergessen.

Nach einer leckeren Fasting Plate im Wude Café (boah warum hat uns das niemand früher empfohlen o.0) ging es dann mit den Rechnern weiter, wobei mir aufgefallen ist, dass wohl etwa die Hälfte aller Schrauben „verloren“ gegangen ist. Da ich aber nur einen Kreuzschraubenzieher hatte und Terry seinen Schlitzschraubenzieher nicht dabei hatte, konnte ich die Arbeit nicht wirklich beenden.

Abends gings mal wieder in Richtung Eden Garden und mein Burger war diesmal gar nicht mal so schlecht, was wohl am zusätzlichen Ei und den Pommes, die nicht von letzter Woche übrig waren lag.

 

Donnerstag:

 

Heute gabs wieder Grammar Lessons im Club und zur Abwechslung war Lois mal wieder da, um auch mal eine Stunde von Anja zu observieren. Außerdem hat sie einige englische Geschichten (unter anderem Aesops fables) auftreiben können, die wir vielleicht mal später durchnehmen können, da die Lesekompetenz doch oft mehr als dürftig ist.

Zur Stärkung in der Mittagszeit gings wieder mal ins Wude (bald ist da wohl ein Stammkundenbonus fällig o.0) und diesmal sollte es ein Misir (Linsensoße) und Doro (Huhn) Wot sein, wobei das Huhn zwar nicht schlecht, aber lang nicht so gut wie erwartet war, weshalb wir dem Laden das Zertifikat „Beste fleischlose Soßen Bahir Dars“ verliehen haben.

In den Nachmittagsstunden waren dann sowohl von Seiten Terrys als auch von Amsalu Schlitzschraubenzieher vorhanden, weshalb ich dann den Rest der Rechner mehr oder weniger sanft zusammenbauen konnte.

Nach der Schule bin ich mit Anja nochmal losgezogen, um einen neuen Supermarkt auszuprobieren, der laut Christian vor ein paar Tagen geöffnet hatte.

Er sah zwar ganz nett aus, aber die Auswahl war ähnlich wie im Family Choice und der Punkt, der es hätte rausreißen können, wäre die Milch gewesen, aber zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns damit abgefunden, dass bis Weihnachten eben keine Milch da ist.

Trotzdem erinnert der Name mich an irgendwas :>

walmart

Da wir aber Kaiserschmarrn zum Abendessen machen wollten und es auch im Walmart kein Mehl gab, mussten wir eben doch nochmal in den Family Choice. Dort kam dann auch die große Überraschung, als uns auf einmal mehrere Packungen Milch in die Augen stachen – JUHU! Also wurden neben dem Mehl noch zehn Liter Milch (ey, warum kostet die jetzt 11 anstatt 10 Birr??) nebst Cornflakes gekauft und wir mussten mal wieder getrennt (ich mit den Rädern, Anja per Bajaj) nach Hause fahren.

Diesmal haben mich aber seltsamerweise einige Leute angesprochen, unter anderem war da Arne nebst Auto, der mir eine Mitfahrgelegenheit anbieten und ein doch sehr humorvoller Äthiopier, der mir das Rad „abnehmen“ wollte; ich hab ihn dann einfach mal ignoriert und bin weitergefahren.

Die Kaiserschmarrn waren dann dank dem Kakao davor doppelt so lecker wie normal, nur Puderzucker müsste man vielleicht noch besorgen.

 

Freitag:

 

Und auf einmal hat es mich auch erwischt – kennt noch jemand dieses wundervolle Gefühl mit einem Husten, der jedes Mal versucht die eigene Lunge aus dem Körper zu werfen, aufzuwachen? Schäbig ist das. o.0 Also hab ich mir gesagt, dass ich lieber mal daheim bleibe, anstatt die ganze Schule anzustecken.

Mittags gings dann mit Christian zur Post, um nach Paketen Ausschau zu halten und endlich unsere eigene Postbox zu eröffnen, da es einfach praktischer ist, ohne Probleme an die Pakete zu kommen, wenn Monika mal nicht da ist. Falls also jemand zufällig zuviel Salami und Pakete daheim hat, kann er durch die kleine Aufschrift „Alexander Reich, Postbox 1813, Bahir Dar, Ethiopia“ Wunder bewirken. :P

Danach gings noch ins Homeland, um dort ein wenig das Internet auszunutzen. Im Endeffekt war ich dann etwa 8 Stunden (:D) da und hab immerhin einen Saft getrunken. Direkt danach haben wir dann aber als Ausgleich das Weihnachtsspecial im Homeland genutzt und sind dort Essen gegangen. Neben amerikanischer Country-Musik gab es noch kostenlose Cocktails, einen Knabberteller mit Plätzchen und Fleischbällchen (o.0) und einen Grill, auf dem Tibs (kleine Fleischstückchen) zubereitet wurden. Das Angebot hab ich dann auch gleich mal angenommen und trotz des hohen Preises (70 Birr für die Tibs o.0) nicht bereut, da das Fleisch einfach so gut war, hier haben deutsche Schnitzel wohl einen harten Konkurrenten gefunden.

Nur mein Husten wollte trotz des in der Ghion Apotheke gekauften „Dextrokuf“ (aus Kuwait o.0) nicht wirklich besser werden.

 

Samstag:

 

Da ich lieber allein mit meinem Husten sterben wollte, sind Anja und Christian heute allein ins Homeland gegangen, um dort das Internet auszunutzen. Danach wollte Anja mit mir Postkarten kaufen, aber da unser Schloss mal wieder klemmt und wir also das Seil reinhängen müssen, hab ich noch gewartet, bis Fasika fertig mit waschen war.

Die „Postkarten“ waren aber insgesamt eher enttäuschend, da entweder die Motive, die Qualität oder die Lage (ähm...bleichen Postkarten in der prallen Sonne eigentlich aus? ><) schlecht waren. Als Ausgleich haben wir uns noch ein Misir Wot im Wude gegönnt, was langsam aber sicher zu unserem Lieblingsessen avanciert.

Ansonsten ist nichts weiteres passiert, außer dass mein Husten weiterhin extrem nervig ist.

 

Sonntag:

 

Heute waren wir für 12 Uhr bei Roman eingeladen, einer Schülerin aus der siebten Klasse, die, nach äthiopischen Maßstäben, Universitäts-Englisch spricht und im Englisch Club bei Verständnisproblemen meistens durch Übersetzungen in Amharisch helfen kann.

Also trafen wir uns um 12 vor der Schule und fuhren dann per Bajaj zu Romans Haus, welches sich eher in einem abgelegenen (Ein Wunder, dass das Bajaj die Straße geschafft hat o.0) Teil Bahir Dars befindet. Natürlich gab es auch wieder Injera mit allerlei Gemüse und Wasser, das irgendwie einen gewissen, sehr penetranten, T'alla-Nachgeschmack hatte. (argh) Dafür war der Kaffee, der danach von Roman zubereitet wurde (ungelogen!) einer der besten Kaffees, die ich bis jetzt in meinem Leben getrunken habe. Nach dem dritten Kaffee (mehr ist unhöflich oder so) ging es dann wieder zurück nach Hause, auf dem Weg zum Bajaj kam aber von Seiten Romans noch die Einladung für den 7. Januar, das äthiopische Weihnachten, die uns alle sehr gefreut hat.

Nachmittags kam noch Walelign vorbei, der für Anja Honig besorgen sollte (45 Birr für ein Kilogramm o.0), der außer einigen Bienen sogar relativ rein war. Außerdem brachte er noch einige Eier mit, die, da sie von seinen eigenen Tieren kamen, wohl die ersten Eier sind, die nachweislich von glücklichen Hühnern gelegt worden sind.

Abends gings mal wieder ins Blue Nile, da ich extrem Lust auf das ziemlich geile Pfeffersteak hatte. Leider hat aber wohl irgendwer den Reislieferanten verärgert, sodass die Beilage heute eher dürftig war. Außerdem war ich mal wieder auf mein Schweizer Taschenmesser angewiesen, da das normale Besteck nicht in der Lage war, das extrem zähe Fleisch zu zerteilen. Somit war der Geschmack zwar top, aber die Rahmenbedingungen machten das Essen nicht gerade zum Gaumenschmaus.

 

Montag:

 

Heute morgen wurde ich glücklicherweise in der ersten Stunde vom größten Husten verschont, sodass ich unterrichten konnte. Das Thema waren diesmal Entscheidungsfragen (Wärst du lieber ein Schreiner oder ein Bauer? Warum?) und ihre Begründungen, aber der Höhepunkt der Stunde war zweifelsohne, als eine Schülerin auf die im Beispiel aufgeführte frage mit „I would neither like to be a farmer nor a carpenter, but I'd like to be an artist.“ antwortete, wenigstens an ihre sind die Either/Or|Neither/Nor-Stunden nicht spurlos vorbeigegangen.

Danach ging es aber gleich wieder nach Hause, da Terry Geburtstag hatte und wir (also in dem Fall: ich) noch einen Kuchen hervorzaubern mussten, was dann auch relativ gut gelungen ist. Außerdem gab es noch einen finalen Vertrag zu unterschreiben, bevor die Gelder fließen konnten, sodass ich noch auf eine Mail von Stefan warten musste.

Wieder in der Schule lief die Sache mit den Unterschriften und Stempeln für den Vertrag relativ gut und auch Terry war vorhanden, sodass wir gleich den Kuchen übergeben konnten. Nach dem Englisch Club (in dem wir uns bis zu den Zeiten in der Vergangenheit vortasten konnten) ging es dann mit Terry zusammen ins Wude Café, da er dort scheinbar so bekannt ist, dass im Handumdrehen vier Teller nebst Gabeln vorhanden waren, auf den wir einen Teil des Kuchens essen konnten. Ansonsten gab es für Christian Spaghetti und für Anja und mich mal wieder ein Misir Wot, das wie gewohnt gut war.

Der Trip zur Post danach (in der wir auch Kyle wiedertrafen) verlief erfolgreich und ich konnte endlich mein letztens Weihnachtspaket mit Schoko-Crossies und Salami in der Hand halten. Die Homeland-Session danach musste ich allerdings nach etwa einer Stunde abbrechen, da mein Husten einfach zu krass wurde und ich mir von mehreren Litern Wasser eine Besserung versprach. (und die werd ich sicher nicht im Homeland bestellen o.0)

Als Abendessen gab es Langeweile-Pellkartoffeln, da uns nichts besseres einfiel und keiner Lust auf irgendwas aufwendiges hatte.

 

Dienstag:

 

Da ich ja im Paket auch einige Bilder aus dem verschneiten Deutschland erhalten habe, konnte ich Abraham endlich ein paar Eindrücke von Deutschland vermitteln, über die er scheinbar sehr erfreut war, auch wenn ich seinen „Und wo genau laufen da die Leute?“-Kommentar zu einem Bild einer deutschen Autobahn nicht schlecht fand. :D

Den Englisch Club durfte ich mal wieder alleine leiten, da Anja und Christian zusammen mit Walelign aufgebrochen waren, um Rechnungen über die Sportsachen für Stefan zusammenzusuchen,

Nach der Schule bin ich aber endlich dazu gekommen, zusammen mit Zelalem eine Fahrrad“ecke“ (eigentlich nur ein Jugendliche mit einem Verdeck und einigen Werkzeugen, aber hier kann man die meisten kleinen Reparaturen machen lassen) aufzusuchen, in der mein Rad die dringend benötigte Luft in seine Reifen und Öl auf die Kette bekommen hat. Der Preis dafür war übrigens ein Birr, falls ich ein Loch im Reifen gehabt hätte wären es sogar ganze zwei Birr gewesen.

Danach kam noch Tsige mit einem Klempner, der sich um unsere Spüle kümmern sollte, wobei wir allerdings sehr verwundert waren, als von ihm nur ein „hmm...ich bin jetzt müde...ich komm morgen wieder.“ kam und er sich dann davonmachte. o.0 Ich muss wohl nicht erwähnen, dass er am nächsten Tag nicht gekommen ist. :>

Da wir vom Vortag noch einige Pellkartoffeln übrig hatten, gab es dem Faulheits-Prinzip entsprechend eben Bratkartoffeln.

 

Mittwoch:

 

Viele Lehrer reagierten schon eher panisch, als wir ihnen erzählten, dass wir immer noch keine Karten für unsere Busfahrt morgen haben, weshalb Anja und ich uns dann doch in der vierten Stunde aufmachten, um dem Selam Bus Office einen Besuch abzustatten. Am Eingang des Busbahnhofs kam uns auch gleich ein scheinbar hilfsbereiter Mensch entgegen, der uns unbedingt zum Schalter begleiten wollte (obwohl zumindestens Anja den Standort kannte) und es auch dort einfach nicht lassen konnte, jedes Wort der Mitarbeiterin am Schalter zu wiederholen, obwohl sie besseres Englisch als er sprechen konnte. Somit war der ganze Prozess etwas nervig und die Höhe kam dann danach, als er seine „Dienste“ bezahlt haben wollte, woraufhin wir ihm aber einfach ins Gesicht lachten und den Ausgang ansteuerten.

Da mein Husten aber wieder schlimmer wurde, hab ich die letzten beiden Stunden ausfallen lassen und erst wieder im Englisch Club unterrichtet, in dem heute aber nur Hangman gespielt wurde, da der Club morgen dank unserem Addis-Trip ausfallen wird und wir nicht wollten, dass die eine Gruppe weiter als die andere ist.

Da heute aber nicht nur Berufe, sondern alle möglichen englischen Begriffe (außer Namen und Wörter mit weniger als drei Buchstaben) erlaubt waren, war das Ganze um Einiges schwerer, weshalb nach etwa 20 Runden trotzdem jede Gruppe nur zwei Punkte auf ihrem Konto verbuchen konnte. Ansonsten fanden sie es extrem lustig, dass „vagina“ auch ein englisches Wort und dementsprechend zugelassen ist, aber wer war denn nicht mal jung. :>

Danach hab ich noch „schnell“ (gerademal ~eine Stunde Wartezeit, da sollten sich deutsche Ärzte mal ein Stück von abschneiden) Antibiotikum gegen meinen Husten im Aflagat Hospital besorgt und werde wohl den Rest des Tages damit verbringen, verzweifelt sämtliche Photos und diesen Text auf den Blog hochzuladen. :>

Veröffentlicht in Bahir Dar

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
R
<br /> ebenso... Alex du bist doch nicht etwa der Malaria zum Opfer gefallen?<br /> <br /> Ansonsten, falls der Nachschub aus Protest über zu wenige Kommentare eingestellt wurde - so werden es auch nicht mehr. Aber nett zu lesen sind deine Artikel schon, also finde dich, wenn du<br /> kannst,<br /> damit ab: Du musst schreiben und bekommst von deinen undankbaren Lesern nichts zurück. Achja, Weihnachtspost hatte ich dir auch geschickt, die ist allerdings schon in Deutschland der Post<br /> aufgefallen - aber ich hebe ihn dir auf, für wenn du wiederkommst :)<br /> <br /> <br />
Antworten
R
<br /> Hallo Alexander,<br /> ich warte ungeduldig auf das nächste Update!!!<br /> <br /> <br />
Antworten